
Nie wieder!
Ich schwöre es bei jedem Haar meines Daseins – NIE wieder lasse ich mich auf diesen hinterlistigen Schlauch-Trick ein!
Es beginnt immer gleich.
Sie kommt an, strahlend wie der Frühling, mit dieser Mischung aus Unschuld und Entschlossenheit im Blick, und säuselt mir ins Ohr:
„Nur mal kurz die Füßchen abspritzen, Schatzi. Das ist doch gar nicht schlimm.“
Na klar. Die berühmten letzten Worte.
Ich bin ja nicht aus Stein – ich bin ein gutmütiges Pferd mit einem weichen Herz und noch weicheren Nüstern. Wenn sie dann so bittet, mit großen Augen und vielleicht sogar einem Leckerli in der Hand, dann denke ich mir:
Na gut. Heute ist sie vielleicht ehrlich. Heute bleibt es bestimmt bei den Füßen.
HA! Von wegen!
Kaum ist der erste Huf nass, kaum habe ich mich beruhigt und beschlossen, dass es vielleicht doch kein Drama wird – da kommt‘s.
Dieses verhängnisvolle, scheinheilige Satzfragment:
„Ach, wenn wir schon dabei sind …“
Und ich weiß:
Jetzt ist es vorbei. Jetzt kommt die Ganzkörper-Schocktherapie!
Sie schwenkt den Schlauch, als wäre sie eine Westernheldin in Zeitlupe.
Ziel erfasst. Wasser marsch.
Und ich?
Ich bekomme den Nordatlantik an den Hals geschossen!
Von oben bis unten! Vom Ohr bis zur Schweifrübe!
Ich sage es, wie es ist:
Es ist EISKALT!
So kalt, dass sich meine innersten Organe spontan einig sind:
Rückzug!
Meine Muskeln machen auf „Notfallverriegelung“, mein Schweif steht stramm wie ein Fahnenmast im Sturm, und innerlich schreie ich nur:
WARUM tust du mir das an?!
Aber jetzt ist Schluss. Wirklich.
Ich habe daraus gelernt.
Ab heute betrete ich keinen Waschplatz mehr,
solange nicht mindestens ein Sauna-Zertifikat und eine Fußbodenheizung vorliegen.
Ich parke meine Hufe ein, grabe sie tief in den Boden –
Beton hätte weniger Standfestigkeit als ich.
Und dann – was macht sie?
Sie versucht tatsächlich, mich zu ZIEHEN.
Ich meine… Hallo?! Hat sie mal nachgerechnet?
600 Kilogramm geballte Pferdepower, auf vier Beinen, mit dem Willen eines Esels auf Urlaub.
Ich bewege mich keinen Millimeter.
Nicht für sie, nicht für ein Leckerli,
nicht mal für einen Eimer voll Hafer mit Apfelstückchen.
Sie redet, sie lockt, sie bettelt, sie wird laut, dann wieder leise,
sie flüstert mir „Bitteeee Simon!“ ins Ohr.
Aber ich bin nicht mehr das naive Pony von gestern.
Ich bin ein Pferd mit Prinzipien.
Und Prinzip Nummer eins lautet:
Sobald’s tropft, wird gestreikt.
Du willst mich trotzdem duschen?
Viel Spaß – ich hol schon mal den Beton raus.
