The Impact of Circular Exercise Diameter on Bone and Joint Health of Juvenile Animals, 05-2022

- Die Wahl des Zirkeldurchmessers sollte beim Longieren genauso bewusst getroffen werden wie die Wahl von Gangart, Dauer und Intensität.
Longieren beim Pferd: Warum der Durchmesser des Zirkels entscheidend ist
Viele Pferde – gerade in der Ausbildung – verbringen regelmäßig Zeit auf einem Zirkel: beim Longieren, im Roundpen oder in der Führanlage. Der Durchmesser ist dabei sehr unterschiedlich – mal eng, mal weit. Aber macht das eigentlich einen Unterschied für die Gesundheit von Knochen und Gelenken?
Eine Studie der Michigan State University hat genau das untersucht – und liefert spannende Erkenntnisse, die jede:r kennen sollte, der regelmäßig Pferde longiert.
Warum das Thema wichtig ist
Beim Longieren von Pferden oder in anderen Kreisübungen treten biomechanische Kräfte auf, die nicht zu unterschätzen sind.
Im Pferdesport, besonders im Rennsport, weiß man: Bei Vollblut-Rennpferden passieren über die Hälfte aller schweren Skelettverletzungen (56 %) an der inneren Vordergliedmaße – also auf der „Innenseite“ der Kurve.
Das liegt daran, dass sich Pferde in der Kurve in Richtung Mittelpunkt neigen, wodurch sich die Belastung auf die Beine verändert:
- Das äußere Vorderbein schiebt und fängt das meiste Gewicht ab.
- Das innere Vorderbein trägt ebenfalls Last, aber mit anderer Belastungsverteilung – oft auf kleinerer Hufkontaktfläche.
Je kleiner der Zirkel beim Longieren, desto stärker diese Belastungsunterschiede – ein möglicher Risikofaktor für Arthrose oder Verletzungen.
So lief der Versuch ab
Da man bei Pferden keine Proben aus Knochen und Knorpel entnehmen kann, nutzte das Forschungsteam Kälber als Modell für junge Pferde.
- Teilnehmer: 24 junge Holstein-Kälber
- Gruppen:
- Kleiner Kreis (12 m Durchmesser, immer im Uhrzeigersinn)
- Großer Kreis (18 m Durchmesser, ebenfalls im Uhrzeigersinn)
- Geradeaus (Laufband)
- Kontrollgruppe ohne zusätzliches Training
- Dauer & Ablauf: 7 Wochen, 5 Tage pro Woche, Schritt bei 1,1–1,5 m/s. Start mit 5 Minuten pro Tag, jede Woche Steigerung um 5 Minuten bis 30 Minuten.
Die Messungen
Das Team untersuchte am Ende der Studie ganz verschiedene Parameter:
- Computertomografie: Knochendurchmesser, -dichte, -struktur
- Bruchkraft: Belastbarkeit der Knochen
- Gelenkflüssigkeit: Entzündungsmarker (NO, PGE₂) und Knorpelstoffwechsel (Glykosaminoglykane, kurz GAG)
- Blutwerte: Marker für Knochenaufbau (Osteocalcin), Knochenabbau (CTX-1) und Knorpelaufbau (CPII)
Was kam dabei heraus?
1. Knochendurchmesser & Struktur
- Im kleinen Zirkel war das innere Vorderbein im dorsopalmaren Außendurchmesser größer als das äußere – ein Zeichen für asymmetrische Belastung.
- Auch die Zehenknochen zeigten Unterschiede zwischen Innen- und Außenbein.
- Große Zirkel und gerade Bewegung hatten diese Asymmetrien nicht.
2. Knochenmineraldichte & Bruchkraft
- Keine klaren Unterschiede zwischen den Behandlungen bei der Knochendichte.
- Die Bruchkraft war beim kleinen Zirkel nicht schlechter. Auffälligkeiten gab es nur bei der Laufbandgruppe – wahrscheinlich wegen der einseitigen Anbindeposition.
3. Knorpelstoffwechsel (GAG)
- Beim kleinen Zirkel war der GAG-Gehalt im äußeren Bein höher als im inneren – ein deutlicher Hinweis auf ungleichmäßige Knorpelbelastung.
- Große Zirkel und gerade Bewegung zeigten keine solchen Unterschiede.
4. Entzündungsmarker (NO, PGE₂)
- NO war am höchsten in der großen Zirkelgruppe (vermutlich wegen unruhiger Bewegung am Anfang).
- PGE₂ zeigte eher Unterschiede zwischen Gelenktypen, nicht zwischen Trainingsarten.
5. Blutwerte
- Osteocalcin (Knochenaufbau) war beim kleinen Zirkel und beim Laufband höher als in der Kontrollgruppe.
- CTX-1 (Knochenabbau) und CPII (Knorpelaufbau) zeigten keine klaren Nachteile für den kleinen Zirkel.
Was heißt das jetzt?
Der kleine Zirkel war nicht in allen Parametern „schlechter“, zeigte aber konsequent mehr Unterschiede zwischen Innen- und Außenbein – besonders bei den strukturellen und knorpelbezogenen Werten.
Das deutet auf einseitigere Belastung hin, die bei höheren Geschwindigkeiten oder längerer Dauer noch deutlicher ausfallen könnte.
Der große Zirkel wirkte dagegen oft wie gerade Bewegung – gleichmäßiger, symmetrischer und potenziell schonender für die Gelenke.
Fazit für den Pferdealltag
- Enge Kreise erhöhen die einseitige Belastung – schon im Schritt, erst recht bei Trab oder Galopp.
- Große Kreise oder gerade Bewegung sind für junge Pferde oder Pferde mit empfindlichen Gelenken die bessere Wahl.
- Die Wahl des Zirkeldurchmessers sollte genauso bewusst getroffen werden wie die Wahl von Gangart, Dauer und Intensität.
💡 Merke: Beim Longieren von Pferden zählt nicht nur, wie lange oder schnell man arbeitet – auch der Durchmesser des Zirkels kann entscheidend für die langfristige Gesundheit sein.
Logan AA, Nielsen BD, Hiney KM, Robison CI, Manfredi JM, Buskirk DD, Popovich JM Jr.
The Impact of Circular Exercise Diameter on Bone and Joint Health of Juvenile Animals.
Animals (Basel). 2022 May 27;12(11):1379. doi: 10.3390/ani12111379. PMID: 35681842; PMCID: PMC9179390.
