Weide und Auslauf
Witterungsschutz
Pferde suchen bei schlechtem Wetter, starker Sonne oder Insektenbelastung aktiv Schutz – das gehört zu ihrem natürlichen Verhalten.
Ein Witterungsschutz ist verpflichtend, wenn Pferde:
- ganzjährig oder
- über längere Zeiträume ganztägig auf der Weide gehalten werden.
In anderen Fällen muss situativ geprüft werden, ob ein Witterungsschutz notwendig ist (z. B. je nach Wetter oder Weidedauer).
Der Schutz muss:
- allen Tieren gleichzeitig Platz bieten
- auch rangniederen Pferden zugänglich sein
- gegen die Hauptwindrichtung schützen
Möglich sind:
- natürliche Schutzmöglichkeiten wie Bäume, Büsche oder Felsen
- künstliche Unterstände (z. B. Überdachung, Offenstall)
Im Sommer reicht als Sonnenschutz eine Überdachung ohne Wände.
Die Anforderungen an Liegeflächen gelten auch für Unterstände (z. B. trocken, verformbar, ausreichend groß).
Für größere Gruppen sind mehrere kleinere Unterstände besser als ein großer, damit kein Tier verdrängt wird.
Alle Anforderungen gelten auch für Ausläufe, nicht nur für Weideflächen.
Einzäunung
Zäune müssen gut sichtbar, stabil und möglichst ausbruchsicher sein, um Pferde (Fluchttiere!) und Menschen zu schützen.
Die Stabilität wird häufig unterschätzt – insbesondere bei:
- älteren Holzzäunen (z. B. morsche Pfähle)
- alleiniger Verwendung von Elektrozäunen, die ohne solide physische Begrenzung zu unsicher sein können
Besondere Anforderungen ergeben sich aus:
- dem Fluchtinstinkt und
- dem Gesichtsfeld der Pferde
Tierschutzrelevant und damit unzulässig sind:
- defekte oder instabile Zäune
- Stacheldraht oder Knotengitter als alleinige Einzäunung
- freiliegende Spiralen an Toren oder Federn
- ungesicherte Metalldrähte (außer gut sichtbare Elektrodrähte)
Wichtige Planungsfaktoren für Zäune:
- Rasse, Alter und Geschlecht der Pferde
- Beweidungsform (dauerhaft oder zeitweise)
- Gruppengröße und Bestandsdichte
- Lage, Größe, Verkehrsnähe und Gefahrenquellen
Gefährliche Engstellen vermeiden:
– z. B. spitze Winkel oder enge Durchgänge
Richtwerte für sichere Außenzaunanlagen:
- Zaunhöhe: mind. 0,75 × Widerristhöhe (i. d. R. etwa 1/3 des Pfahls im Boden)
- Pfahlabstand: 260 bis max. 500 cm (je nach Material)
- Querabgrenzungen: mind. 2–4 je nach Risiko (ausgenommen Portionsweiden)
- Erste Querlatte über dem Boden: 40–70 cm (angepasst an Fohlen/Ponys/Kaltblüter)
- Abstände der weiteren Latten: je 40–70 cm – ebenfalls anpassbar
- Zaunmaterialien: z. B. Holz, Metallrohre, gut sichtbare Elektrozäune
- Elektrogeräte: nur geprüfte Impulsgeräte (2.000–10.000 Volt, max. 5 Joule), mit VDE-, GSE- oder DLG-Siegel
Weitere praxisnahe Empfehlungen zur sicheren Einzäunung findest du z. B. im aid-Heft „Sichere Weidezäune“, das viele nützliche Details und Planungshilfen enthält.
Boden
Pferde meiden von Natur aus tiefen Morast – dauerhaft morastige, nasse Böden beeinträchtigen Gesundheit und Verhalten.
Pflicht für alle Auslaufhaltungen (ganzjährig oder ganztägig):
- Pferde müssen jederzeit Zugang zu trockenem, tragfähigem Untergrund haben – unabhängig vom Rang
- Diese Flächen kommen zusätzlich zum Witterungsschutz
- Hauptwege zu Tränke, Futter und Unterständen müssen morastfrei sein
Ausläufe und Paddocks müssen hygienisch sein – Naturboden reicht oft nicht aus.
Empfohlen wird ein künstlicher Bodenaufbau, z. B.:
- Tragschicht (ggf. mit Drainage)
- Trennschicht
- Tretschicht (sollte staubarm, gut trocknend, leicht zu reinigen und nicht tiefgründig sein)
Liege- und Wälzbereiche (z. B. mit Sand) sollten zusätzlich vorhanden sein.
Alle verwendeten Materialien müssen frei von Schadstoffen sein und dürfen keine Verletzungsgefahr darstellen.
Grasbewuchs auf Naturboden in Ausläufen vermeiden, da sonst das Risiko für Sandkoliken steigt – ggf. Humusschicht entfernen.
Bewegungstraining auf wechselndem Untergrund ist sinnvoll: Je häufiger Pferde sich auf natürlichem Boden bewegen, desto besser passen sie sich an – das senkt das Risiko für Verletzungen, z. B. auf gefrorenem oder unebenem Boden.
Stallboden und Einstreu
Alle Böden im Aufenthaltsbereich müssen trittsicher, rutschfest und hygienisch einwandfrei sein, z. B. in:
- Stallgassen
- Wasch-, Putz- und Behandlungsplätzen
- Wegen zwischen Stall, Reithalle, Weide usw.
Liegeflächen im Stall:
- Müssen trocken und verformbar sein
- Eingestreut – der alleinige Einsatz von Liegematten ist in Einzelhaltung nicht ausreichend
- Für Gruppenhaltung sind Liegematten noch nicht abschließend beurteilt
Pferde setzen Harn bevorzugt auf weichen, saugfähigen Böden ab – auch darauf ist bei der Bodenwahl zu achten.
Einstreumaterialien sollten:
- gut nässebindend sein
- täglich erneuert bzw. verschmutzte Bereiche entfernt werden – insbesondere bei intensiver Nutzung
- trocken, sauber und gesundheitlich unbedenklich sein (kein Schimmel, kein Staub, keine giftigen Stoffe)
Beispiele für geeignete Einstreu:
- Langstroh (Stroh wird oft auch gefressen – daher besonders auf Qualität achten)
- Strohhäcksel
- Hobel- oder Sägespäne
Spaltenböden sind nicht pferdegerecht und daher nicht zulässig.
Stallklima und Lichtverhältnisse
Frischluft und Temperatur
- Pferde haben einen hohen Bedarf an frischer Luft, besonders wegen ihrer leistungsfähigen Lungen.
- Sie sind anpassungsfähig gegenüber Hitze, Kälte und Temperaturschwankungen, sofern sie daran gewöhnt werden.
- Die Stalltemperatur sollte der Außentemperatur folgen – konstante Temperaturen sind nicht sinnvoll, da sie die Thermoregulation der Pferde schwächen.
Luftqualität im Stall
Ein gutes Stallklima wird erreicht durch:
- ausreichende Belüftung
- geeignete Einstreu und Futterqualität (staub- und keimarm)
- Vermeidung staubintensiver Arbeiten in Gegenwart der Pferde
Wichtige Richtwerte für Luftqualität im Stall:
- Lufttemperatur: Stalltemperatur soll Außentemperatur gemäßigt folgen
- Relative Luftfeuchtigkeit: 60 – 80 %
- Luftgeschwindigkeit im Tierbereich: 0,2 m/s
- Kohlendioxidgehalt der Luft: < 1.000 ppm
- Ammoniakgehalt der Luft: < 10 ppm
- Schwefelwasserstoffgehalt der Luft: 0 ppm
Ammoniak entsteht durch Kot und Harn – zu hohe Werte begünstigen Atemwegserkrankungen und Strahlfäule.
Schwefelwasserstoff darf nicht auftreten – selbst geringe Spuren deuten auf unhygienische Zustände hin.
Ein Luftstrom gilt dann als Zugluft, wenn er:
- kälter ist als die Umgebungsluft
- nur kleine Körperstellen trifft (z. B. Nacken, Flanken)
- eine hohe Geschwindigkeit im Vergleich zur Umgebungsluft hat
Die Folge: Kleinflächiger Kältereiz, den das Pferd nicht kompensieren kann – das ist tierschutzrelevant.
Keine Zugluft, sondern gesunde Luftzirkulation, ist, wenn der Luftstrom:
- in etwa Umgebungstemperatur hat
- großflächig auf den Körper trifft (z. B. wie Wind)
- eine gleichmäßige Luftzirkulation im Stall schafft
Dann unterstützt er die Thermoregulation des Pferdes und fördert die Gesundheit
Was für uns unangenehm erscheint, ist für Pferde oft kein Problem – oder sogar gesund.
Licht und Tagesrhythmus
- Pferde sollen täglich Zugang zu natürlichem Licht haben – z. B. durch Auslauf oder offene Stallbereiche.
- Künstliches Licht kann das Sonnenlicht nicht ersetzen.
- Fensterfläche: mind. 1/20 der Stallfläche, bei dunklen Ställen entsprechend mehr.
- Beleuchtungsstärke im Stall: mind. 80 Lux im Tierbereich, mindestens 8 Stunden pro Tag.
Quelle: https://www.bmleh.de/DE/themen/tiere/tierschutz/tierschutz-pferdehaltung.html
Stand: Juni 2009
